Jahresbericht 2020

1. Allgemeines

Ein hartes Jahr liegt hinter uns, aber auch die kommenden Monate dürften trotz Impfungen gegen den Corona-Virus nicht Lösungen für alle bringen. Mehr betroffen als wir in der Schweiz sind Entwicklungsländer mit grossen Städten. In Perus Hauptstadt Lima und seinen Vorstädten wohnen fast doppelt so viele Menschen wie in der Schweiz. Die Probleme sind dort dementsprechend gross, vor allem auch für Arme.Im Hochland der Anden, in Höhenlagen über 3500 m ü. M. scheint die Ansteckungsgefahr wesentlich kleiner zu sein. Das grössere Problem ist dort der komplette Zusammenbruch der Tourismusbranche. Dadurch haben Ungebildete, Hilfskräfte, Tagelöhner etc. ihre Jobs und damit ihren Lebensunterhalt verloren. Kinder sollten per Homeoffice unterrichtet werden, obwohl die Armen keine Computer und Smartphones besitzen.

2. Tambo Machay

Die Werktätigen des Dorfes hatten im Frühjahr 2020 zu 80% ihre Arbeit verloren und begannen wieder ihre Äckerchen zu bewirtschaften. Touristen gab es in der ganzen Region keine mehr, auch nicht jene, die Stricksachen und gewobene Decken kaufen wollten.Ihre Kartoffelernte war ertragreich, aber es ist auch für sie eine sehr anstrengende Handarbeit auf Äckerchen bis ca. 4000 m.ü.M. Ausserdem ist es aus gesundheitlichen Gründen nicht empfehlenswert, sich einseitig vor allem von Kartoffeln zu ernähren.Einige Männer des Dorfes hatten aber auch Zeit genug, das Dach der Kapelle fertig zu renovieren und dadurch die Innenräume zu schützen.Anfang April erhielt ich die Anfrage des Dorfpräsidenten Zenon, ob es der Stiftung nicht möglich wäre, den 60 Familien in seinem Dorf einige Grundnahrungsmittel zukommen zu lassen. Fast alle im Dorf seien mittellos, da ja der Monatslohn fehle. Der Stiftungsrat war damit einverstanden.Juan Carlos Ccolque, der Verwalter der Unterstützungsgelder für Schüler, Lehrlinge und Studenten, wurde beauftragt, diese Aktion zusammen mit dem Dorfpräsidenten und 2 anderen Männern zu realisieren. Innert 2 Tagen gelang es dieser Gruppe die Lebensmittel zu kaufen, diese in einem Camion nach Tambomachay zu transportieren. Auf dem Fussballplatz des Dorfes konnten 60 Pakete abgegeben werden, deren Inhalt vor Ort genauestens abgepackt wurde.Weil es problemlos klappte, war der Stiftungsrat bereit, diese Aktion alle 2 Monate zu wiederholen, was bisher viermal geschah.

3. Waisenhaus

Die 3 jungen Erwachsenen, die heute noch dort wohnen bis sie ihre Ausbildungen mit Diplomen absolviert haben, organisierten zusammen mit Juan Carlos Ccolque die Chocolatada. Das Schokoladegetränk, das zusammen mit kleinen Panetones am Sonntag vor dem 24. Dezember der Dorfbevölkerung offeriert wird, gehört für die Dorfbewohner zu Weihnachten, wie bei uns der Christbaum.Waisenmutter Fermina, die wegen ihrer Lungenfibrose 2018 nach Lima zu ihrer Tochter zügelte, konnte leider nicht teilnehmen. Sie wohnt immer noch dort, ihre Lungenfibrose ist ein grosses Risiko, auch ohne zusätzliche Ansteckung durch den Corona-Virus.

4. Cusco

Die 12 Familien in Cusco, die ich seit 25 Jahren kenne, hatten nicht dieselben Möglichkeiten betreffend Versorgung, wie jene in Tambomachay. An sie wurde aber die vergleichbare Summe pro Familie ausbezahlt. Das deckte den Lebensunterhalt dieser Familien nicht ganz, denn das Leben in einer Stadt wie Cusco ist teurer. Aber diese Cusqueños sind heute zum grösseren Teil ausgebildete Berufsleute: Inhaber kleiner Läden, Taxichauffeure, Reiseleiterinnen, die sich in administrativem Bereich betätigen, Bauarbeiter, Lehrer im Home-Office ohne staatliche Unterstützung, Hotelangestellte, die Corona Infizierte betreuen etc.Die Verteilung dieser 60 USD (= pro Familie mit 2 Kindern) organisierte Liz Noelia, die Verantwortliche des Krankenkontos, im Restaurant ihrer Eltern unter höchsten Vorsichtsmassnahmen. Das Familienmitglied, das dorthin bestellt wurde, erhielt ausserdem ein Sandwich und ein Glas Punsch.Auch diese Verteilung konnte 2020 viermal durchgeführt werden und endete mit einem stimmungsvollen kleinen Weihnachtsfest: Pro Familie 2 Personen an einem Tischchen, alle mit Masken.

5. San Jeronimo – Kindergarten/Pimarschule Samirurucha

Samirurucha ist bezugsbereit, das Wasserproblem ist geregelt. Es fehlen aber noch Dokumente der Gemeinde San Jeronimo. Wegen der Pandemie waren die Gemeindebüros aber wenig besetzt und von Januar bis März werden Schulferien sein.Profesora Diana denkt aber mit kleinen Spielgruppen in der Ferienzeit im Samirurucha zu arbeiten und es so etwas bekannt zu machen. Dank eines Vermächtnisses wird der Start kein Problem sein. Die Bewilligung der Gemeinde, Lernspiele, Schulmaterialien und Bücher können dank dieser Spende finanziert werden.

6. Primar- und Sekundarschulen in Cusco, Tambomachay, Ausaray und Ccopi

Im Jahr 2020 war alles, was Schule und Schulung betrifft, nicht einfach. Nach neusten Erkenntnissen scheint sich das Lernen per Homeoffice für sehr junge und auch für schwächere Schüler wenig gelohnt zu haben. Wegen der Schulung über Homeoffice brauchten viele Schüler in unseren betreuten Gemeinden nicht Schulmaterial wie üblich. Laptops oder Smartphones wären erwünscht gewesen.In Ausaray und Ccopi war und ist es anders. Lehrer Edgar reiste und reist auch in dieser schwierigen Zeit dorthin und unterrichtet seine kleinen Schüler vor Ort. Er bat die Stiftung um Unterstützung mit Lern- und Schulmaterial für den Präsenzunterricht im Klassenzimmer. Alles klappte bestens und die Dankbarkeit war sehr gross.

7. Queser Grande

Gegen Ende der Bauzeit, im September, verstarb ganz unerwartet Ing. Serapio Tapia an den Folgen der Corona-Virus Infektion. Im Oktober gab es wegen Brandrodungen einen grossen Flächenbrand in den Bergen und die Wasserversorgung um das Reservoir geriet in diesen Einzugsbereich. Die Arbeiten stoppten.Im November meldeten sich dann Schreiner Daniel und sein Kollege Sr. Eustaquio aus Tambomachay, der Nachbargemeinde. Sie waren bereit, zusammen mit den jüngeren Männern aus Queser das Projekt fertig zu machen.Diese Endphase war nicht gratis, aber eine grosszügige Stiftung hatte sie finanziell ermöglicht.

8. Krankenkonto / Zahnklinik OdontoLima

Es gab im vergangenen Jahr 3 Operationen, die das Konto belasteten und aus dem Spendenkonto bezahlt werden konnten. Dazu kam noch eine grössere Zahnkorrektur.3 Männer erhielten Unterstützung während ihrer Corona Ansteckungen und den anschliessenden Isolationen. Ich bin erstaunt, wie wenig infizierte Personen es im Umfeld der oben erwähnten Gemeinden gab. In Cusco war und ist es gravierender. Es scheint, dass Rückkehrer aus Lima dies oder jenes eingeschleppt haben. Wo wurde Ing. Serapio Tapia vom Virus angesteckt? Ich hoffe nicht, dass dies beim Kauf von Baumaterial geschehen sei.

9. Finanzen
Die Jahresrechnung 2020 schloss mit einem Jahresgewinn von Fr. 21’269. Noch nie hat die Stiftung so viele Spenden in einem Jahr erhalten: Fr. 133’073. Für diverse Projekte wurden 108’868 Franken ausgegeben.

10. Dank
Herzlichen Dank euch allen, liebe Spenderinnen und Spender! Wir konnten auch dieses Jahr wieder auf kleiner Ebene viel Positives bewirken.

Die grosse Frage meiner Indios und Criolles ist:

Warum helfen uns Menschen, die uns nicht oder kaum kennen?

Sie wohnen weit weg, nahe am Pole Norte. Nur wenige unter ihnen haben uns je gesehen.

Wir werden sie nie vergessen und immer wieder für sie beten.

Sie lehren uns aber ohne grosse Worte, dem andern zu helfen, wenn dieser in Not ist.

Hundwil, im Januar 2021

Marlen Menet