Jahresbericht 2018

1. Allgemeines

Das vergangene Jahr wurde geprägt durch den Tod des Waisenvaters Papa Andrés Ccolque Ende Mai in Cusco und denjenigen von Mario Anlloysa in Arequipa. Beide waren einst gute Kollegen, Kellner und Portier im Hotel Dorado Inn in Cusco, dem Hauptort des Departementes.

Andrés, bei dem vor ein paar Jahren Leberzirrhose diagnostiziert wurde, verstarb unerwartet an einer Lungenentzündung, Mario an Herzversagen. Beide wurden nur knapp 60 Jahre alt und beide prägten die „Grossfamilie“, so nenne ich die Gesamtheit der von mir betreuten Indios in Cusco.

Andrés und seine Angehörigen bilden das Fundament, denn sie waren die ersten, die ab 1989 von mir privat unterstützt wurden. Bald darauf folgten andere Familien. Sie kannten sich alle, sie trafen sich hie und da, Kinder wurden geboren und daraus wurde die heutige Grossfamilie. Seit der Gründung der Stiftung Apoyo im Jahre 2005 werden immer noch hie und da Glieder dieser Grossfamilie unterstützt, vor allem Jugendliche in ihrer Berufsausbildung und Enkel mit Schulmaterial für Primar- und Sekundarschule.

Mit Hilfe von 3 Söhnen und 2 Töchtern aus dieser Grossfamilie werden die heutigen laufenden Projekte der Stiftung verwirklicht und kontrolliert. Weil sie alle als Jugendliche unterstützt wurden, erfüllen sie mit Stolz und Freude ihre Aufgaben für die Stiftung Apoyo. Sie erhalten dafür keinen Lohn, nur in ganz speziellen Situationen, für aussergewöhnliche Leistungen, ein Trinkgeld. Sie wissen aber, dass die Stiftung in Notsituationen ein sofortiger Ansprechpartner für sie ist.

Mitglieder der Grossfamilie setze ich auch als Vertrauenspersonen in den Bergdörfern des Departementes Cusco ein. Darum wurden vor 10 Jahren Andrés und Fermina Ccolque Sandi die Waiseneltern im Bergdorf Tambomachay. Andrés war dort oben der ideale Ansprechpartner für die armen Leute. So kam auch bald das Dorf Queser Grande dazu. Andrés lebte dort wie einer unter ihnen, wie damals in seiner Kindheit. Natürlich sprach er quechua, genau wie seine Frau Fermina. Seine „rechte Hand“ wurde Schreiner Daniel, der in Tambomachay als Waise aufwuchs und dessen Berufsausbildung und die Ausstattung der ersten Schreinerei die Stiftung bezahlte.

Schreiner Daniel besitzt ein kleines Auto für Holz- und Möbeltransport. Er ist aber auch der Mann für medizinische Notfälle in seinem Dorf, macht Fahrten mit Schwerkranken in Spitäler der Stadt Cusco. Ihm fehlt Papa Andrés besonders, er war sein Ersatzvater. Inzwischen ist aber auch Daniel mit seiner Familie ein Mitglied der Grossfamilie in Cusco geworden.

Alle diese Familien haben eine bestimmte Mailadresse, die Jungen zum Teil eigene Computer, so auch Schreiner Daniel in Tambomachay.

Das heisst, dass jedes Mitglied der Grossfamilie, jung oder alt, sich jederzeit mit mir persönlich in Verbindung setzen kann und darf. Kontakte über die sozialen Medien aber lehne ich grundsätzlich ab. Telefonieren ist erlaubt, für die Stiftungsleitung aber schwieriger aus sprachlichen Gründen. Was man schwarz und weiss vor sich hat, kann man in aller Ruhe übersetzen und darüber nachdenken.

2. Tambo Machay

Waisenhaus

Mama Fermina lebt jetzt mit den letzten 3 Jugendlichen im Waisenhaus. Alle vermissen Papa Andrés sehr. Die erwachsenen Söhne Cesar und Juan Carlos helfen ihrer Mutter und sind gleichzeitig für die Jugendlichen Ansprechpartner. Der Umgang mit den 3 Jugendlichen ist für Fermina nicht immer einfach.

Eine Spenderin sorgt nach wie vor für den gesamten Lebensunterhalt der Bewohner des Waisenhauses. Zwei andere Spender bezahlen alles, was die Schule für Yeferson und die Berufsausbildung für MariaElena und Juvenal kostet.

Schulmaterial

An die 70 Schüler aus Tambomachay, Queser Grande, einige wenige Kinder aus Yungaypata und der Stadt Cusco haben Schulmaterial erhalten, weil langjährige Spender auch im Jahr 2018 wieder bereit waren, diesen Bereich zu fördern. Wer halt den Sekundarschulabschluss nicht macht, hat wenige Chancen für eine Berufsausbildung.

Sehr kooperativ ist dabei Señorita Jakeline, die Inhaberin der „Librería Gran Lector“, einer Papeterie in Cusco. Sie kontrollierte vor jeder Abgabe von Schulmaterial die Schulmaterial-Listen der Schüler in Andrés’ Gegenwart. Diese Aufgabe wird im neuen Jahr Juan Carlos, Andrés mittlerer Sohn, übernehmen. Der Wohnort, der Name, das Alter, die Schulstufe und die Kosten jedes einzelnen Schülers werden notiert und mir per Internet zugestellt.

3. Queser Grande

Der Anexo Queser, ein zu Tambomachay gehörender, abgelegener Weiler, beklagte sich seit Monaten beim Dorfpräsidenten in Tambomachay über das Wasserprojekt das Ende 2017 von Ingenieur Serapio Tapia beurteilt wurde und dann gestoppt werden musste. Ingenieur Serapio hatte einen leichten Hirnschlag erlitten.

Anfang November 2018 traf ein Mail von Ingenieur Serapio ein. Er bat mich, das Projekt weiterführen zu dürfen. Er sei wieder hergestellt, wünsche zu arbeiten und dieses Wasser-Projekt zu realisieren.

So wurde dieses Projekt neu aufgenommen. Queser soll also eine Wasserversorgung für sauberes Trinkwasser und Bewässerung der Äckerchen erhalten.

4. Krankenkonto

Der Kontakt zwischen Señorita Liz Noelia, der jungen Frau aus der Grossfamilie, ist regelmässig und über Internet. Sie nimmt ihre Aufgabe sehr ernst, arbeitet daneben 100% an der Rezeption eines kleinen Hotels. Oft ist ihr Tag recht anstrengend, aber mit grosser Hingabe erfüllt sie die Aufgabe mit dem Krankenkonto und für die Kranken selber. Sie kennt „ihre“ Patienten sehr gut und hilft ihnen, wo immer es nötig ist.

Liz Noelia pflegt auch den Kontakt zur Zahnklinik in Cusco, der OdontoLima. Manche Jugendliche werden dort wegen ihrer auffälligen Zahnstellung behandelt oder auch ältere, fast zahnlose Menschen, die kaum mehr kauen können.

Die Kosten, die in diesem Bereich anfallen, betragen etwa 11’000 Fr. pro Jahr. Der grösste Teil davon wird von wenigen speziellen Spendern, die ihre persönlichen Gründe haben und von Spender-Ärzten und – Zahnärzten geleistet.

5. Projekt Kindergarten in San Jeronimo

Anfang November kam nicht nur Bewegung ins Wasserprojekt von Queser, sondern auch ins grösste Projekt: Kindergarten „Sami Rurucha“.

Plötzlich war die Baubewilligung da.

Das Fundament des Kindergartens ist seit November im Bau. Ich liess nach guter Absicherung 90’000 USD auf ein privates Konto von Diana Carbajal nach Cusco überweisen. Jene Gaben, die in den vergangenen Jahren als Trauerspenden zu Gunsten dieses Projekts überwiesen wurden, warten noch auf einem Sparkonto in der Schweiz. Sie sollen für den Innenausbau und den Dachstock eingesetzt werden.

6. Finanzen

Die Jahresrechnung 2018 schloss mit einem Verlust von 52’974 Franken auf den Schweizer Konten.

Die grosse Überweisung von November führte zu diesem Verlust.

7. Dank

Vielen herzlichen Dank schulde ich Ihnen allen, den Spenderinnen und Spendern für Ihre Unterstützungen. Inzwischen wissen Sie, dass sie auf fruchtbaren Boden fallen. Die Menschen, denen geholfen wurde, denken mit grosser Dankbarkeit an ihre Helfer und Beschützer in der Schweiz.

Hundwil, im Januar 2019

Marlen Menet